Perspektiven

Wie wäre es?

Wie wäre es, wenn wir die Geschichte dieser Welt als Mittel betrachten, um zu verstehen, wer wir in Wirklichkeit sind? Ist dies ein unsinniger Gedanke?

Es ist völlig unsinnig, wenn man das Leben aus der materiellen Perspektive von Körper und Geist definiert. Der Kult des Materialismus, charakterisiert durch die “endlose Jagd nach Sinneseindrücken zur Befriedigung der Bedürfnisse des verlangenden Geistes”, schliesst in seiner Selbstzentriertheit jegliches Wissen um ein SELBST aus. Ohne Gewahrsein des wahrhaftigen Selbst, bleibt unsere Existenz auf die materielle Ebene mit ihren Launen begrenzt.

Welchen Wert hat dann das Festhalten am materiellen, dualistischen Standpunkt von Körper und Geist? Man legt dasselbe Verhalten an den Tag, wieder und wieder, aus lauter Ignoranz. In diesem ewigen Karussell drängt sich die Frage auf: “Wie steige ich aus?”

Man steigt aus dem Karussell, sobald man sich ernsthaft fragt: “Wer bin ich?” Je häufiger man diese Frage stellt, desto länger bleibt man dem Karussell fern. Hört man auf zu fragen, ist man flugs wieder im sich drehenden Rad.

Die Frage “Wer bin ich” formt die spirituelle Praxis, die man pflegt. Jede geistige Praxis birgt diese grundlegende Frage in sich, und die grundlegende Antwort ist in jeder Praxis gleich. Damit ist gesagt: Das Werk ist dasselbe, die Werkzeuge sind dieselben, nur die Worte und Symbole, mit denen das Werk und die Werkzeuge beschrieben werden, mögen nicht dieselben sein. Wenn die Praxis nichts zur der Frage des wahren Selbst beiträgt, sollte man die Perspektive, aus welcher man sie betreibt, überprüfen.

Wer bin ich?

Die Frage, “Wer bin ich” reicht zurück in die vorgeschichtliche Zeit. Vor etwas 4500 Jahren lebten in den indischen Wäldern erleuchtete Menschen, Rishis (Seher) genannt. Ihre Aufgabe bestand darin, dem “Göttlichen” in Form von Fersen Ausdruck zu verleihen. Die Aufzeichnungen ihrer Worte sind bis heute erhalten unter dem Namen Veden. Darauf aufbauend entstand die Vedanta-Philosophie.

Die Veden tragen in sich die Grundlagen, auf denen die meisten grossen Religionen aufbauen, und die Vedanta-Philosophie ist der Ursprung der meisten westlichen philosophischen Systeme. Die aus ihr hervorgegangene Wissenschaft des Yoga ist die auch Wurzel der meisten Meditationsmethoden. In unserer Zeit wurde die Vedanta “zufällig” wieder entdeckt im Zusammenhang mit der Quanten- und der Teilchen-Physik. Dort wird “Bewusstsein ” mathematisch gemäss dem Konzept des Nullpunkt- Vakuumfeldes definiert, einem Feld, dass grob als “alles und nichts zur gleichen Zeit” umschrieben wird, einem Konzept, das der vedischen Sicht sehr nahe steht.

Wer nach einem Sinn dieser Welt im Allgemeinen und des individuellen Lebens im Speziellen sucht, täte gut daran, die Vedanta für selber neu zu entdecken. Bisher gaben sich viele damit zufrieden, ihre Botschaft aus zweiter Hand zu erfahren. Sie verlassen sich darauf, dass ihnen Leute mit Titeln wie “Doktor”, Swami”, “Guru”, “Priester” “Roshi”, die Wahrheit sagen.

Doch viele dieser Titelträger haben Vedanta selbst nicht persönlich erfahren und verbreiten nur eine intellektuelle Interpretation davon, sei es ihre eigene “gebildete” Interpretation oder, noch schlimmer, eine wiedergekäute Version der intellektuellen Interpretation eines anderen “Experten”. Wie es ist mit uns menschlichen Wesen, wir nehmen automatisch an, dass die Worte eines “Experten” wahr sind und übernehmen sie unbedacht. So können wir uns das eigene Denken ersparen. Unser Intellekt ist befriedigt, wenigstens vorübergehend, und dann machen wir uns auf zu einem anderen Vortrag oder einem anderen Lehrer. Lasst uns einmal von diesem Karussell absteigen!

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