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Abend-Gatha

Dieser Vers wird während eines traditionellen Sesshins bei der Abend- und Morgendämmerung ausgerufen:

Denkt daran,
Leben und Tod sind äußerst wichtig.
Die Zeit vergeht schnell.
Gelegenheiten werden leicht verpasst.
Wir sollten vollkommen wach sein, niemals unachtsam, niemals nachlässig!

Achtfacher Pfad

Der zur Erlösung vom Leiden führende Pfad

Der beste Weg
Der Edle Achtfache Pfad

Rechte Sicht
Rechter Vorsatz

Rechtes Bemühen
Rechte Achtsamkeit
Rechte Meditation

Rechtes Reden
Rechtes Handeln
Rechter Lebensunterhalt

Der Edle Achtfache Pfad hat das Attribut Edel, weil er nicht falsch, niedrig, gemein ist. Im Gegenteil, es ist ein sorgfältig gestaltetes Set von Prinzipien, das dazu dient, einen durch achtsames Nicht-Tun aus den Verstrickungen von Samsāra zu führen. Jedem Element geht das Wort «Recht» voran, wobei «Recht» als geschickt, weise oder heilsam zu verstehen ist.

Im Nagara-Sutra heisst es, dass der Buddha in tiefer Meditation einen alten Pfad «sah»; einen Weg, der schon von den Buddhas aller Zeiten begangen worden war. Dieser schmale Pfad hatte einen Namen, er hiess Der Edle Achtfache Pfad. Der Buddha sah darin den «mittleren Weg» zwischen dem einen Extrem des Strebens nach Glück mittels der Erfüllung der sinnlichen Vergnügen und dem anderen Extrem der Suche nach Glück mittels aller möglichen Formen der Askese.

Wir wissen, dass unsere Sinne rund um die Uhr in Vergnügungen schwelgen könnten, ohne je gestillt zu werden. Und was die Unterdrückung von Bedürfnissen angeht… nun, was dabei herauskommt, das wissen wir auch. Der Buddha machte es wohl richtig. Ja?

Auch wenn er der Achtfache Pfad genannt wird, es ist nur ein Pfad mit acht namentlich genannten Komponenten. Man kann dies mit einem verseilten Kabel vergleichen, dessen einzelne Kupferstränge in einer Isolationshülle zusammengebunden sind. Das ganze Drahtbündel gilt als ein elektrischer Pfad. Alle Stränge des Achtfachen Pfades laufen parallel zueinander, sind im Kontakt miteinander und unterstützen sich gegenseitig. Sie sind voneinander abhängig, aber nicht hierarchisch geordnet.

°°°

Das Kabel ist endlos. Die Drahtfasern werden feiner und feiner. Sie schlängeln sich durch das, was man «mein Leben» nennt, und ersetzen die unvollkommenen Verhaltenselemente. Die barbarischen Veranlagungen allmählich ablegend, wird man zu einem menschlichen Wesen. Dies geschieht ohne Tam-tam fast so, wie ein ausgezeichneter Wein zu einem ausgezeichneten Wein wird in einem unscheinbaren Eichenfass. Es mag ein Leben lang dauern oder plötzlich geschehen, wer weiss. Aber man kann es nie wissen, nicht wahr? Sucht bloss nicht nach einem Weg; sucht gar nichts zu erreichen, zählt keine Punkte. Beobachtet euer Tun in jedem Augenblick im Lichte der acht Elemente und alles andere ergibt sich von selbst.

«Dies, mein Freund Visakha, ist der Edle Achtfache Pfad: Rechte Sicht, rechtes Bemühen, rechtes Reden, rechtes Handeln, rechter Lebensunterhalt, rechte Entschlossenheit, rechte Achtsamkeit, rechte Meditation. Ist der Edle Achtfache Pfad fabriziert oder nicht fabriziert? Der Edle Achtfache Pfad ist fabriziert.» — Culavedalla-Sutra

Dann schlug der Buddha vor, die acht Elemente des Edlen Achtfachen Pfades in folgende drei Kategorien zu unterteilen:

  • Śīla: Tugend, ethisches Verhalten
  • Samādhi: geistige Sammlung, Meditation
  • Prajńā: Weisheit, Erkenntniskraft

Er gab uns drei klare, leicht fassbare, mundgerechte Richtlinien, die wir anwenden können, um unsere von Dukkha bestimmte Natur zu überwinden. Er nannte dies ein «dreifaches Übungsprogramm».

Der Buddha sagte, wer dieses «dreifache Übungsprogramm» anwende, werde die drei Gifte (Kleśas) Moha (Unwissenheit, Täuschung, Verwirrung), Raga (Gier, sinnliches Anhaften) und Dvesha (Abneigung, Böswilligkeit, Hass) erfolgreich überwinden. Kein Hokuspokus, keine Karotte vor der Nase, kein Dressurstock — einfach ein direktes, logisches Trainieren des barbarischen Ego-Geistes, bis er sich auflöst.

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Die drei Gifte werden im Zentrum des Bhavacakra Mandala als Schwein (Moha), Vogel (Raga) und Schlange(Dvesha) symbolisiert. In der buddhistischen Kosmologie repräsentiert das Bhavacakra Mandala (Dhyāna Frühling 2017) das Zusammenwirken aller Elemente, die unsere zyklische Existenz in der weltlichen Realität ausmachen. Es ist eine Art Landkarte des menschlichen Kreislaufs durch Geburt, Krankheit, Alter, Tod und wieder zurück, ad infinitum. Wobei «ad infinitum» bedeutet, dass wir immer im Kreis gehen, und dies solange, bis wir die Kette des abhängigen Entstehens (Pratītyasamutpāda) durchbrechen. «Bhavacakra» Mandala bedeutet wörtlich «Rad des Werdens» (Bhava = Werden; Cakra = Rad). Andere Übersetzungen sprechen vom «Lebensrad» oder «Kreislauf des Lebens».

Man findet Darstellungen dieses Mandalas an den Wänden von tibetischen Tempeln in der ganzen Welt. Es dient allein dem Zweck, die Menschen über die Vergänglichkeit des Lebens zu instruieren und sie auf die zahlreichen Fallgruben aufmerksam zu machen, die alle erwarten, die ihr Leben in Unwissenheit, Gier und Hass verbringen.

Gemäss der buddhistischen Legendensammlung Divyavadana war es der Buddha selbst, der das erste Bhavacakra Mandala erschuf. Es heisst, der König Rudrayana habe dem König Bimbisara von Magadha ein mit Juwelen besticktes Gewand geschenkt. Weil König Bimbisara nichts Gleichwertiges als Gegengeschenk zu offerieren hatte, fragte er den Buddha um Rat. Der Buddha gab Anordnungen zur ersten bildlichen Darstellung des Lebensrades und forderte Rudrayana auf, das Gemälde Bimbisara zu übergeben. Es wird berichtet, dass Rudrayana durch die Kontemplation dieses Bildes zu tiefer Erkenntnis kam.

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Im Culavedalla-Sutra wird der Zusammenhang zwischen dem «dreifachen Studium» und dem Edlen Achtfachen Pfad folgendermassen erklärt:

«Die drei Kategorien (Śīla, Samādhi, Prajńā) sind im Edlen Achtfachen Pfad nicht enthalten, mein Freund Visakha, aber der Edle Achtfache Pfad ist in den drei Kategorien enthalten. Rechtes Reden, rechtes Handeln und rechter Lebensunterhalt gehören zur Kategorie von Śīla. Rechtes Bemühen, Rechte Achtsamkeit und Rechte Meditation gehören zur Kategorie von Samādhi. Rechte Sicht und Rechte Entschlossenheit gehören zur Kategorie von Prajńā.»

Wir haben nun die Grundlage für die nachfolgenden Kapitel über den Edlen Achtfachen Pfad. Was sollte man als Leserin und Leser tun, um an der bevorstehenden Reise teilzuhaben? Ich empfehle:

  1. Lies mit voller Achtsamkeit.
  2. Praktiziere mit voller Achtsamkeit.
  3. Sei glücklich.

Das ist alles, mehr wird nicht verlangt von dir.

Aha-Erlebnis

Eine «Aha-Erfahrung», ein plötzliches Erkennen; der Begriff stammt vom deutschen Psychologen Karl Bühler.

Ali ibn Abi Talib (ca. 598-661)

Ali war der Cousin und Schwiegersohn des Propheten Mohammed und ist eine zentrale Figur des Islam und dessen mystischer Schule der Sufis.

Alaya Bewusstsein, Speicherbewusstsein

Das Sanskrit-Wort Alaya-Vijnana bedeutet wörtlich “Fundament”, was eine Grundlage oder Basis nahelegt. Es ist das Fundament oder die Grundlage aller Existenzformen. Es ist wie ein Speicher, der alle menschlichen Erfahrungen aus der Vergangenheit aufbewahrt. Diese Eindrücke sind wie “Samen”, und aus diesen Samen wachsen in unserem Bewusstsein zu unsere Gedanken, Meinungen, Wünschen und Willenstendenzen heran (Karma). Das Alaya-Bewusstsein ist somit die Grundlage unserer Persönlichkeit.

Arhat/Arahat/Arahatā

wörtl. «Ein Ehrwürdiger»/«eine Ehrwürdige». Auch jemand, der durch die Praxis der buddhistischen Lehre zum Erwachen gelangt ist.

Asura

Gemäss der Mythologie des Hinduismus ist Asura ein göttlicher Titan und der Anführer der bösen Geister oder Dämonen. Die Ashuras sind die Gegenspieler der Devas, den guten Geister.

Asket

Jemand, der sein Leben ganz den spirituellen Idealen und der Praxis der Enthaltsamkeit widmet. Siddhārtha übte sechs Jahre lang eine sehr extreme Form der Askese aus, bevor er sie zu Gunsten des «Mittleren Weges» aufgab.

Asana

Körperstellung im Yoga

Atma Shaktam (Lied des Selbst)

Grundlegender hinduistischer Text über die Nicht-Dualität.
Begriffsbedeutungen in diesem Text:
Bewusstsein: Das Absolute
Shiva: Ein Name für das Namenlose; «Das, was nicht ist»
Artha: Materieller Wohlstand
Dharma: rechtschaffen, richtig, Moral
Kama: Vergnügen, Sinnlichkeit, emotionale Befriedigung
Moksha: Befreiung, Erlösung, Ausbrechen aus dem Kreislauf der Wiedergeburten
Prana: universale Lebenskraft, Energie; Lebensprinzip; durchdringt das ganze Universum und alle belebten und unbelebten Existenzformen

Avalokiteshvara

Der im Buddhismus, insbesondere im Mahāyanā-Buddhismus, sehr hoch angesehene Bodhisattva des allumfassenden Mitgefühls. Auch bekannt unter den Namen: Chenrezig, Guanyin, Kannon, Kanzeon, Kuan-yin, Kuze Kannon, Lokeshvara und andere.

The bodhisattva of all-embracing compassion, very highly regarded in Buddhism, especially Mahāyanā Buddhism. Also known by the names: Chenrezig, Guanyin, Kannon, Kanzeon, Kuan-yin, Kuze Kannon, Lokeshvara and others.


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