Lexikon-F
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Fünf Skandhas
Die Fünf Skandhas sind die fünf Elemente, welche die gesamte körperliche und geistige Existenz des Menschen ausmachen. Der Buddha definierte sie als Form (Rupā), Sinnesempfindung (Vedanā), Wahrnehmung (Samjñā), Willenstendenzen (Samskāra) und Bewusstsein (Vijñāna). Der Mensch existiert nur vermittels dieser fünf Elemente.
Die Skandhas sind bedingt, d.h. sie existieren nur auf Grund von anderen Bedingungen, und diese anderen Bedingungen existieren nur auf Grund von anderen Bedingungen. Das ist der Grund, warum die Skandhas als «leer» bezeichnet werden. Wir sind eine ununterbrochene Aufeinanderfolge von Ursachen und Wirkungen. Es gibt kein «Ich», das etwas anderes ist als das, was sich in jedem, gerade stattfindenden Augenblick aus dem Zusammenspiel der Fünf Skandhas ergibt. Das war Buddhas Entdeckung. Und das ist es, was der Bodhisattva Avalokiteshvara im Herz-Sutra verkündet. Es gibt nichts in dieser Welt, das nicht ein bedingtes Entstehen manifestiert. Alles in diesem Leben ist unbeständig, flüchtig, gleich einer Fata Morgana. Es hat keinen Grund und Boden.
Wir suchen Beständigkeit im Unbeständigen, aber was wir stattdessen fühlen, ist eine tief verwurzelte, unergründliche Unzufriedenheit. Diese tiefsitzende Unzufriedenheit heisst Dukkha.
Wir verwenden viel unserer Lebensenergie mit dem Kultivieren von Wurzeln im Treibsand, im Bemühen, Beständigkeit in unserem Leben zu schaffen und zu bewahren. Wir pflegen unsere Traditionen, unsere Philosophien, unsere Glaubenssysteme, unsere Geschichte, unsere Nationalismen, unsere Familien, unsere Sippen, unser «dies-und-das», aber das sind alles Produkte des Denkens — unseres kollektiven Denkens. Dieses kollektive Denken reicht in Urzeiten zurück. Es verleiht uns ein falsches Gefühl von Kontinuität und Dauer. Das Denken ist immer parat, das Loch unserer Unzufriedenheit, Wurzellosigkeit und Einsamkeit zu füllen; doch das ist niemals von Dauer. Es kann uns momentanen Komfort spenden, solange, bis wir, aus einem Augenwinkel, die Vergänglichkeit des Ganzen sehen. Wie viele zusammenhängende, zusammenpassende, widersprüchliche, zerstreute, unsinnige, sachliche, selbstzentrierte Gedanken hast du heute schon gehabt?
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Die Lehre der Fünf Skandhas ist nicht etwas, das man liest und einverstanden oder nicht einverstanden ist und dann leichthin in einer mentalen Schublade verstaut. Diese Worte sagen, dass man nicht als Sally oder Sam, Hans oder Hanna existiert. Man ist eine Schöpfung des eigenen Geistes. Denk darüber nach, wenn du es wagst: Du bist Prozess, und Prozess bedeutet Bewegung und Veränderung. Wie viel von dir ist dasselbe wie vor einer Woche, einem Monat, einem Jahr — sowohl körperlich als auch geistig?
«Alles, was wir sind, kommt aus unserem Denken; die Welt gründet auf unserem Denken und wird von unserem Denken hervorgebracht.»
–Dhammapada: «Die Paare» nach M. Müller
Das ursprüngliche «Selbst» — der Zustand von «Nicht-Unwissenheit» — kann nur in Prajñāpāramitā, dem Zustand vollkommener Weisheit, jenseits aller Gedanken und Worte, deutlich gesehen/erfahren werden. Nur wenn die mentalen Konstrukte wegfallen, sieht man das Leer-sein der Fünf Skandhas. Wenn das Denken ruht und Stille herrscht, sieht man das eigene ursprüngliche Gesicht.,
«Ohne an gut oder böse zu denken,
in diesem Augenblick,
was ist dein ursprüngliches Gesicht?»
-Zen-Meister Hui-neng
Der Buddha sagt uns, dass wir dies tun können. Es ist möglich, das eigene ursprüngliche Gesicht zu sehen. Man kann dieses «Abfallen» der mentalen Konstruktionen selbst erleben. Wann höre ich auf, «an gut oder böse zu denken», Urteile zu fällen, Meinungen zu bilden, meinen Geist mit Trivialem zu füllen? Habe ich immer noch Ausreden? Wann werde ich in mein ursprüngliches Gesicht schauen?
Form ist… Leere …ist Form „Das Herz-Sutra“