Dhammapada

Dhammapada
Die Weisheitslehren des Buddha
Aus dem Pali ins Deutsche neu übertragen und
kommentiert von Munish B. Schiekel
Vorwort von Thich Nhat Hanh

Dhammapada

“Das Dhammapada ist eine Sammlung der Lehren des Buddha. Obwohl es ein wenig später auftauchte als verschiedene andere Schriften, so gibt es doch keinen Zweifel daran, daß die 423 Verse des Dhammapada die authentischen Lehren des Buddha enthalten. Sie drücken die Einsicht jenes besonderen Menschen aus, der gelitten hat, der den Weg praktiziert hat und der Transformation und Befreiung erreicht hat. Es gibt einen Buddha in uns allen.

Das ist der Grund dafür, weshalb wir manchmal beim Lesen des Dhammapada den Eindruck haben, daß die Einsicht des Buddha ja unsere eigene Einsicht ist. Wenn wir das Dhammapada lesen und kontemplieren, so berühren wir in uns die Samen des Verstehens und des Mitgefühls, so daß sie wachsen können und uns und der Welt die Blumen der Einsicht und Befreiung schenken können.

Aus diesem Grund ist es segensreich, wenn wir das Dhammapada, wie etwa einen Spiegel, stets mit uns mitführen, so daß wir in unserem täglichen Leben Gelegenheiten haben mögen, darin der Wahren Natur nachzuspüren. Lassen Sie uns gemeinsam Dr. Schiekel für seine Liebe und Sorgfalt danken, mit der er diesen kostbaren Text bearbeitet und in die deutsche Sprache übertragen hat. Und lassen Sie uns wünschen, daß er und wir alle fähig sein mögen, unser tägliches Leben in Einklang mit der Weisheit zu leben, wie sie uns in den wunderschönen Versen des Dhammapada übermittelt wird.”

THICH NHAT HANH,
PLUM VILLAGE, FEBRUAR 1998.

ZUR GESCHICHTE DES DHAMMAPADA

Im Jahr 563 v. u.Z. wurde in Lumbini, im heutigen Nepal, der Prinz Siddhatta Gotama geboren. Mit 35 Jahren erreichte er als Waldeinsiedler nahe dem Dorf Uruvelā, dem heutigen Bodh-Gayā, die Erleuchtung. Daraufhin zog er 45 Jahre, bis zu seinem Tod im Jahr 483 v.u.Z. in Kusināra, als ein besitzloser Mönch lehrend und wandernd durch ganz Nordost-Indien. Man nannte ihn den Buddha, den Erwachten, den Vollendeten. Seine Lehre von der Überwindung des menschlichen Leidens und der Befreiung des Herzens und Geistes nannte er selbst das Dhamma und die stetig wachsende Gemeinschaft der Wandermönche und Waldeinsiedler, die sich ihm schon bald anschlossen, Sangha. Später kamen die Gemeinschaft der Laien und der Nonnen-orden dazu.

Als der Buddha einige Monate vor seinem Tod gefragt wurde, wen er denn zu seinem Nachfolger bestimmen wolle, antwortete er folgendermaßen (Längere Sammlung [Dīghā-Nikāya] 16, 2, 25–26, und 16, 6, 1, gekürzt):

„Wieso erwartet der Orden das von mir? Ich habe die Lehre (dhamma) dargelegt, ohne ein Innen und Außen zu unterscheiden, denn in bezug auf die Lehre hat der Vollendete nicht die geschlossene Faust eines Lehrers, der gewisse Wahrheiten zurückhält. … Ein Vollendeter glaubt nicht, daß unbedingt er den Orden leiten müsse, oder daß der Orden auf ihn angewiesen sei. … Darum seid selbst eure Insel, selbst eure Zuflucht, habt die Lehre als Insel, die Lehre als Zuflucht, habt keine andere Zuflucht! …“ „Die Wahrheiten und die Ordensregeln, die ich dargelegt und für euch alle erlassen habe, die sollen nach meinem Tode euer Lehrer sein!“

Vier Monate nach dem Tod des Buddha fand in Rājagaha ein großes Mönchskonzil mit 500 ehrwürdigen Mönchen statt, die den Zustand der Heiligkeit, der Erlösung, erreicht hatten. Unter dem Vorsitz des Mönchs Mahākassapa legte diese Versammlung in siebenmonatiger Arbeit einen Kodex der erinnerten Buddhaworte fest, gruppiert in Ordensregeln (Vinaya) und Lehrreden (Sutten).

Dieser gesamte Kanon wurde von Mönchen, die sich auf einzelne Textteile spezialisierten, auswendig gelernt und weiter überliefert. Einige Quellen sprechen sogar davon, daß schon auf diesem ersten Konzil die Lehre schriftlich niedergelegt wurde, obwohl uns heute dazu nähere Hinweise fehlen.

Einhundert Jahre später, etwa um 383 v. u. Z., fand in Vesāli unter dem Vorsitz des Mönchs Rewatta das zweite buddhistische Konzil statt, auf welchem von 700 Mönchen acht Monate lang erneut der gesamte Kanon rezitiert wurde und strittige Stellen ausführlicher diskutiert wurden.

Auf dem dritten Konzil, 253 v.u.Z., das unter der Schirmherrschaft des großen Kaisers Aśoka in Pātaliputta stattfand, wurde erneut von 1000 Mönchen während neun Monaten der gesamte Kanon rezitiert und revidiert, und auch ein erstes scholastisches Werk (das Kathāvatthu) wurde neu in den Kanon aufgenommen. Es dürfte wohl spätestens auf diesem dritten Konzil gewesen sein, daß das hier vorgelegte Dhammapada Eingang in den buddhistischen Kanon gefunden hat, und zwar in den fünften Teil der Sammlung der Lehrreden (Sutten), genauer gesagt in die Kürzere Sammlung (Khuddaka-Nikāya).

Der vom dritten Konzil festgestellte Kanon wurde dann im 1. Jh. v.u.Z. auf Sri Lanka in der Pāli-Sprache niedergeschrieben und ist der einzige Kanon, der uns heute vollständig erhalten geblieben ist. Das Dhammapada gibt in der Form einer Vers-Sammlung einen kurzen und doch eindringlichen Überblick über das gesamte, umfangreiche Lehrwerk des Buddha. Es enthält in 26 Kapiteln nach Themen geordnet 423 Verse. Die meisten Verse sind sehr rhythmische Vierzeiler mit je acht Silben pro Zeile.

Dhamma bedeutet ursprünglich „das Tragende“, das universale Gesetz, die Wahrheit, die Tugend, die Lehre, das Ding, die Daseinserscheinung, und pada bedeutet Fuß, Spur, Pfad, Wort, Satz – so könnte man Dhammapada also vielleicht mit Weg der Wahrheit, Weg der Lehre oder Worte der Wahrheit, Worte der Lehre wiedergeben.

Das Dhammapada wurde für mehr als zwei Jahrtausende hindurch zu der wohl meist rezitierten, studierten, und wertgeschätzten Schrift der Buddhisten in Sri Lanka und ganz Südost-Asien. Aber auch in Tibet, China, Korea und Japan diente es stets als Einführung in die Lehre des Buddha und wurde von vielen großen Meistern häufig zitiert.

Seine Beliebtheit verdankt es der Poesie, Ausdruckskraft und Klarheit seiner Sprache und Bilder. So sind diese alten Lehrverse durch die vielen Jahrhunderte hindurch für jeden 1 interessierten Menschen doch immer leicht zugänglich geblieben und, gleich einer Statue des Buddha, spiegeln sie zeitlos lächelnd etwas von der Breite und Tiefe des gesamten buddhistischen Weges und den Möglichkeiten des Mensch-Seins wider.

Dieser Abschnitt orientiert sich im historischen Teil an der Darstellung von H. W. Schumann, 1991.

Dhammapada – Schiekel


(Hrsg.: Meiner Meinung nach ist dies die vielleicht am besten lesbare Version des Dhammapada in deutscher Sprache. Probieren Sie es aus. Und wenn Sie Interesse an einer englischen Version haben, laden Sie sich die Version von Thomas Byrom herunter. Sie ist hervorragend in ihrer Darstellung der Worte des Buddha.) 😸



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