Privat Tagesretreat Themen ist eine Sammlung von Auszügen aus buddhistischen Texten und Dharma-Vorträgen, die ernsthaftes Studium, Kontemplation und Meditation verdienen. Natürlich ist man nicht auf diese Themen beschränkt. Wenn man sich mit einem bestimmten Sutra oder einem Lehrsatz der buddhistischen Philosophie beschäftigt, kann man dies leicht als Thema für ein Meditationsretreat verwenden. Die Idee ist, die Anhäufung zufälliger Gedanken, die normalerweise den Geist überfluten, zu vermeiden und den Geist auf das Wesentliche zu konzentrieren.
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Privat Tagesretreat Themen
- Allein (Vortrag)
- Besser als tausend Reden voll nutzloser Worte
- Gesellschaft ändern
- Ist das, was Sie soeben gelesen haben, wahr?
- Ist Meditation eine Flucht? (Vortrag)
- Meditation – J. Krishnamurti
- Mitgefühl
- Om Mane Padme Om
- passiven Gewahrseins
- Unwissenheit (Vortrag)
- Vertrauen in den Geist – Shinjinmei
- Wissen versus Verstehen (Vortrag)
- Zwei Arten des Denkens
Allein (Vortrag)
Allein – Als wir vor einem Jahr hier zusammenkamen, betonte ich einmal mehr, dass wir unsere Zeit hier gut nutzen sollten, denn man könne nie wissen, ob es je wieder einen solchen Retreat geben werde.
Man hat dies damals so hingenommen und natürlich in etwa so interpretiert: “Ja, wenn dann einmal die Agetsu nicht mehr da ist, dann wird es keine Retreats mehr geben. Aber das ist hoffentlich noch lange nicht soweit. Also kümmert mich das nicht weiter.”
Aber plötzlich war es halt dann doch so weit. Wir konnten für mehr als drei Monate nicht gemeinsam sitzen. Ihr habt zuhause gesessen und jeder war auf sich selbst gestellt.
Dieses Auf-sich-selber-gestellt-Sein, auf Sich-selbst-zurückgeworfen-Sein, dieses fundamentale Alleinsein möchte ich in diesem Retreat als Basis, als Grundlage, betrachten, denn es birgt enormes Potenzial. – Vortrag: Allein
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Besser als tausend Reden voll nutzloser Worte
100
Besser als tausend Reden
Voll nutzloser Worte
Ist ein einziges nützliches Wort,
Das dem Hörer Frieden bringt.
101
Besser als tausend Verse
Voll nutzloser Worte
Ist eine einzige Verszeile,
Die dem Hörer Frieden bringt.
102
Besser als hundert Verse vorzutragen
Voll nutzloser Worte,
Ist ein einziges Wort der Lehre,
Das dem Hörer Frieden bringt.
103
Besser als Tausende von Kriegern
In einer Schlacht zu besiegen,
Ist es, einzig nur dein Selbst zu besiegen,
Dann bist du wirklich siegreich im Kampf.
104
Besser ist es, dich selbst zu besiegen,
Als all die anderen Menschen.
Bezähme dich selbst,
Beherrsche dich selbst,
105
Wenn du auf eine solche Weise lebst,
Dann kann kein Gott, kein Himmelswesen,
Kein Mara und selbst Brahma nicht,
Dir deinen Sieg mehr nehmen. – Dhammapada – 8 DIE TAUSEND
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Gesellschaft ändern
Wir müssen die Struktur unserer Gesellschaft ändern, ihre Ungerechtigkeit, ihre erschreckende Moral, das Trennende zwischen Mensch und Mensch, das sie geschaffen hat, die Kriege, das vollkommene Fehlen von Zuneigung und Liebe, das die Welt zerstört. Wenn deine Meditation nur eine persönliche Angelegenheit ist, etwas, woran du persönlich Freude hast, dann ist es keine Meditation. Meditation schliesst einen vollkommenen, radikalen Wandel von Geist und Herz ein. Dies ist nur möglich, wenn sich das ausserordentliche Empfinden innerer Stille einstellt, und dies allein bringt religiösen Geist hervor. Dieser Geist weiss, was heilig ist. – J. Krishnamurti
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Ist das, was Sie soeben gelesen haben, wahr?
Ist das, was Sie soeben gelesen haben, wahr? Wenn Sie sagen: „Ja, es ist wahr“, irren Sie sich. Wenn Sie sagen: „Nein, es ist nicht wahr“, irren Sie sich.
Beende das Üben auf der Basis von intellektuellem Verständnis,
dem Verfolgen und Nachplappern von Worten.
Übe den rückwärts gerichteten Schritt,
der dein Licht nach innen wendet,
um das Innere zu beleuchten.
Körper und Geist werden von selbst abfallen
und dein ursprüngliches Gesicht wird sich offenbaren. – Dogen und mehr Dogen
Ist Meditation eine Flucht? (Vortrag)
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Meditation – J. Krishnamurti
Einleitung – Meditation – aus “Der Flug des Adlers” – J. Krishnamurti
Ich möchte über etwas sprechen, das ich für sehr wichtig halte.
Wenn wir es verstehen, werden wir vielleicht in der Lage sein, eine totale Wahrnehmung des Lebens ohne jegliche Fragmentierung zu erlangen, so dass wir vollkommen, frei und glücklich handeln können.
Wir sind immer auf der Suche nach irgendeiner Form von Mysterium, weil wir so unzufrieden sind mit dem Leben, das wir führen, mit der Oberflächlichkeit unserer Aktivitäten, die sehr wenig Sinn haben und denen wir versuchen, eine Bedeutung, einen Sinn zu geben.
Aber das ist ein intellektueller Akt, der deshalb oberflächlich, verfänglich und letztlich sinnlos bleibt.
Im Wissen, dass unsere Vergnügungen sehr bald vorbei sind, dass unsere alltäglichen Aktivitäten Routine sind, dass unsere Probleme, so viele von ihnen, vielleicht niemals gelöst werden können, ohne an irgendetwas zu glauben, ohne Vertrauen in die traditionellen Werte, in die Lehrer, in die Gurus, in die Sanktionen der Kirche oder der Gesellschaft – in diesem Wissen sind die meisten von uns immer auf der Suche, auf der Suche nach etwas, das sich wirklich lohnt, nach etwas, das nicht vom Denken berührt wird, nach etwas, das wirklich einen außergewöhnlichen Sinn für Schönheit und Ekstase hat.
Ich glaube, die meisten von uns versuchen, etwas zu finden, das beständig ist, das nicht leicht zu verderben ist.
Wir lassen das Offensichtliche beiseite, und sehen eine tiefe Sehnsucht – nicht emotional oder sentimental – eine tiefe Frage, die die Tür zu etwas öffnen könnte, das nicht vom Denken erfasst wird, etwas, das nicht in irgendeine Kategorie von Glauben oder Überzeugung eingeordnet werden kann. Aber hat das Suchen, die Suche überhaupt einen Sinn?
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Mitgefühl
His Holiness Dilgo Khyentse Rinpoche – Mitgefühl – Dzogchen
„Wir wünschen uns, selbst glücklich zu sein, also sollten wir auch anderen wünschen, glücklich zu sein.
Wir wünschen uns, frei von Leiden zu sein, also sollten wir uns wünschen, dass alle Lebewesen auch frei von Leiden sein mögen.
Wir sollten denken: Mögen alle Lebewesen Glück und die Ursache des Glücks finden.
Mögen sie frei von Leiden und den Ursachen des Leidens sein.
Mögen sie immer vollkommenes Glück haben, frei von Leiden.
Mögen sie in Gleichmut leben, ohne Anhaften oder Hass, aber mit Liebe zu allen, ohne jegliche Diskriminierung.
In dem Moment, in dem wir selbst glücklich sind, haben wir das Gefühl, dass es genug ist, und wenn andere Menschen unglücklich sind, ist das nicht unser Problem.
Wenn wir unglücklich sind, wollen wir alles, was wir als unangenehm empfinden, so schnell wie möglich loswerden.
Wir denken weder daran noch kümmern wir uns darum, dass andere auch unglücklich sein könnten. Das ist alles nur Einbildung.
Versetzen Sie sich stattdessen in die Lage anderer und versetzen Sie sich in deren Lage.
Das nennt man, sich mit anderen auszutauschen.
Überfließende Liebe und fast unerträgliches Mitgefühl für alle Lebewesen zu empfinden, ist der beste Weg, um die Wünsche aller Buddhas und Bodhisattvas zu erfüllen, auch wenn wir im Moment niemandem auf äußere Weise helfen können.
Wir sollten über Monate und Jahre hinweg ständig über Liebe und Mitgefühl meditieren, bis das Mitgefühl untrennbar in die Struktur unseres Geistes eingearbeitet ist.
Wenn wir versuchen, zu praktizieren und auf dem Pfad voranzukommen, ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass unsere Bemühungen zum Wohle anderer sind.
Seien Sie demütig und denken Sie daran, dass alle Ihre Bemühungen ein Kinderspiel sind im Vergleich zu der gewaltigen und unendlichen Aktivität der Bodhisattvas – wie Eltern, die für die Kinder sorgen, die sie so sehr lieben.
Wir sollten niemals denken, dass wir zu viel oder gar genug für andere getan haben.
Selbst wenn es uns schließlich gelänge, alle Lebewesen in die vollkommene Buddhaschaft zu versetzen, sollten wir einfach denken, dass alle unsere Wünsche erfüllt worden sind.
Es darf nie auch nur eine Spur von Hoffnung auf irgendeinen Nutzen für uns selbst geben.
Die Essenz der Bodhisattva-Praxis besteht darin, über unsere eigenes Anhaften an das Selbst hinauszugehen und uns ganz dem Dienst an anderen zu widmen.
Die Tätigkeit des Bodhisattvas hängt vom Geist ab und nicht davon, wie unsere Handlungen nach außen hin erscheinen mögen.
Wahre Großzügigkeit ist die Abwesenheit von Anhaften.
Höchste Disziplin ist die Abwesenheit von Verlangen.
Und echte Geduld ist die Abwesenheit von Hass.
Bodhisattvas sind in der Lage, ihr Reich, ihren Körper, ihre liebsten Besitztümer zu verschenken, weil sie jede innere Verarmung vollständig überwunden haben und bedingungslos bereit sind, die Bedürfnisse anderer zu erfüllen.“
His Holiness Dilgo Khyentse Rinpoche – Compassion – Dzogchen YouTube – Jayasara – EN
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Om Mane Padme Om
Om Mane Padme Om – Lobpreisung des Juwels im Lotus
Om (Aum)- Om ist der Klang oder die „Schwingung“ des Universums. Dieser Klang ist der wichtigste von allen; aber im Zusammenhang mit dem Chanten und den Mantras soll er Anhaftungen an das Ego zerstören und Großzügigkeit herstellen.
Ma (mah)- Entfernt das Anhaften an Eifersucht und schafft Ethik.
Ni (nee)- Entfernt die Anhaftung an das Verlangen und etabliert Geduld.
Pad (pahd)- Entfernt die Anhaftung an Vorurteile und schafft Beharrlichkeit.
Me (meh)- Entfernt die Anhaftung an Besitzgier und schafft Konzentration.
Hum (hum) – Entfernt die Anhaftung an Hass und schafft Weisheit.
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passiven Gewahrseins
Für dieses Retreat möchte ich Sie bitten, das Konzept des passiven Gewahrseins (präsentes Gewahrsein, totale Aufmerksamkeit, „hier-jetzt-sein“ und „im gegenwärtigen Moment sein“) näher zu betrachten.
Wenn das Denken verschwindet, verschwindet auch das Ich. Das Ich ist nur ein Gedankenkonstrukt. Wenn das Ich verschwindet, können Sie erfahren, wer Sie wirklich sind. Im Zustand des passiven Gewahrseins, des gegenwärtigen Gewahrseins, der totalen Aufmerksamkeit, im „hier-jetzt-sein“ oder „im gegenwärtigen Moment sein“ sind Sie im Zustand des ursprüngliches Selbst. Sie sind in Ihrem Ur-Selbst verankert. Sie sind die Erfahrung von „Mu„. Sie sind die Erfahrung von „Zeige mir dein ursprüngliches Gesicht, bevor du geboren wurdest.“ Sie sind die Erfahrung von „Die Wahrheit ist ein wegloses Land„, Sie sind die Erfahrung von „Shivoham, Shivoham„.
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Unwissenheit (Vortrag)
Die Meditationsschulen des Buddhismus (Chan, Zen,Vipassana) sind dafür bekannt oder nehmen für sich in Anspruch, einen sehr direkten Weg zur Selbsterkenntnis und einer bewussten Lebensführung zu zeigen. Sie berufen sich dabei auf Shakyamuni Buddha, der in der Kontemplation das Wesen und die Bedingen der menschlichen Existenz bis ins letzte Detail studiert hat und durch Meditation in geistige Tiefen vorgedrungen ist, von denen die meisten Menschen keine Ahnung haben. Aber gerade diese Ahnungslosigkeit, dieses Unwissen in Bezug auf das eigene Wesen sei die Ursache für das Chaos und das Leid, das Menschen überall auf dieser Erde in Gang setzen, sagte der Buddha. – Vortrag: Unwissenheit
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Vertrauen in den Geist – Shinjinmei
Der Grosse Weg ist nicht schwierig,
für diejenigen, die keine Vorlieben haben.
Gib alle Vorlieben und Abneigungen auf,
dann wird alles klar und offenbar.
Mach die kleinste Trennung
und Himmel und Erde sind weit voneinander entfernt.Willst du die Wahrheit sehen,
habe keine Meinungen für oder gegen etwas.
Das eine zu lieben und das andere zu hassen,
macht den Geist krank.
Wenn man das tiefgründige Wesen der Dinge nicht versteht,
sucht man vergebens nach Geistesfrieden.
Wissen versus Verstehen (Vortrag)
Der Unterschied zwischen Wissen und Verstehen spielt im Zen-Buddhismus eine zentrale Rolle. Für diejenigen unter euch, die nicht vertraut sind mit unseren Praxis, aber andere buddhistische Wege kennen, möchte ich eine kleine Erklärung dazu geben.
Ach für diejenigen, die schon lange dabei sind, ist es wichtig, sich immer wieder bewusst zu werden, dass die Zen-Praxis zwar auf einer fundierten buddhistischen Grundlage des Wissens basiert, aber in keinem buddhistischen Dogma oder einer religiösen Schulrichtung gefangen ist. Das was zählt, ist das Verstehen, das aus der eigenen Erfahrung geboren wird. – Vortrag: Wissen versus Verstehen
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Zwei Arten des Denkens
§5 So machte ich das von Sinnlichkeit durchdrungene Denken, das von Übelwollen durchdrungene Denken und das von Schädlichkeit durchdrungene Denken zu einer Klasse und das von Entsagung durchdrungene Denken, das von Nicht-Übelwollen durchdrungene Denken und das von Schädlichkeit durchdrungene Denken zu einer anderen Klasse.
„Und während ich so wachsam, leidenschaftlich und entschlossen blieb, kam mir ein von Sinnlichkeit durchdrungenes Denken in den Sinn. Ich erkannte: ‚Ein von Sinnlichkeit durchdrungenes Denken ist in mir aufgetaucht; und das führt zu meinem eigenen Leiden oder zum Leiden anderer oder zum Leiden beider. Es behindert die Einsicht, fördert den Zorn und führt nicht zur Freiheit.
„Als ich erkannte, dass es zu meinem eigenen Leiden führt, liess es nach. Als ich erkannte, dass es zum Leiden anderer führt … zum Leiden beider … die Einsicht behindert, den Zorn fördert und nicht zur Freiheit führt, liess es nach. Wann immer sinnliches Denken auftauchte, gab ich es einfach auf, zerstörte es, vertrieb es, löschte es aus. (Ähnlich verhält es sich mit dem Denken, das von Bosheit und Schädlichkeit durchdrungen ist).
„Was immer ein Mönch mit seinem Denken und Nachdenken verfolgt, wird zur Neigung seines Gewahrseins. Wenn ein Mönch weiterhin dem von Sinnlichkeit durchdrungenen Denken folgt und das von Entsagung durchdrungene Denken aufgibt, wird sein Geist von diesem von Sinnlichkeit durchdrungenen Denken beeinflusst. (Ähnlich verhält es sich mit dem Denken, das von Bosheit und Schädlichkeit durchdrungen ist.)
„Im letzten Monat der Regenzeit, im Herbst, wenn die Ernte reif ist, würde ein Hirte nach seinen Kühen sehen: Er würde sie mit einem Stock auf dieser und jener Seite streicheln, anstupsen, untersuchen und zügeln. Warum tut er das? Weil er voraussieht, dass es Auspeitschungen, Gefängnisstrafen, Geldstrafen oder öffentliche Kritik geben wird, wenn er seine Kühe in die Ernte laufen lässt. Ebenso sah ich für ungeschickte Taten Nachteile, Erniedrigung und Befleckung voraus und für geschickte Taten Belohnungen, die mit Entsagung und Läuterung verbunden sind.
„Und während ich so wachsam, leidenschaftlich und entschlossen blieb, entstand in mir ein Denken, das von Entsagung durchdrungen war. Ich erkannte, dass ‚in mir ein von Entsagung durchdrungener Gedanke entstand, der weder mir noch anderen noch beiden Leid zufügt. Es fördert die Einsicht, fördert die Abwesenheit von Zorn und führt zur Ungebundenheit. Wenn ich auch nur eine Nacht oder einen Tag oder einen Tag und eine Nacht so denke und grüble, sehe ich keine Gefahr, die daraus entstehen könnte, ausser dass langes Nachdenken und Grübeln den Körper ermüden würde. Wenn der Körper müde ist, ist der Geist unruhig, und ein unruhiger Geist ist alles andere als konzentriert.
Also habe ich meinen Geist nach innen gekehrt, ihn beruhigt, geeint und konzentriert. Warum? Damit mein Geist ungestört bleibt. (Ähnlich verhält es sich mit einem Geist, der von Nichtböswilligkeit und Harmlosigkeit durchdrungen ist).
„Was immer ein Mönch mit seinem Denken und Nachdenken verfolgt, wird zur Neigung seines Gewahrseins. Wenn ein Mönch weiterhin ein von Entsagung durchdrungenes Denken verfolgt und ein von Sinnlichkeit durchdrungenes Denken aufgibt, wird sein Geist von diesem von Entsagung durchdrungenen Denken durchdrungen.
Übersetzt aus: „Dvedhavitakka Sutta: Two Sorts of Thinking“ (MN 19), translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu. Access to Insight
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