Sangha

Sangha

Das Konzept und die Tragweite von „Sangha” haben in der buddhistischen Welt eine immense Bedeutung.

Im Buddhismus nehmen Praktizierende Zuflucht zu den Drei Juwelen, auch bekannt als die Drei Schätze oder das Dreifache Juwel:

  • Der Buddha (der Erleuchtete)
  • Das Dharma (die Lehre)
  • Die Sangha (die Gemeinschaft der Praktizierenden)
    Sangha bezieht sich speziell auf „die Gemeinschaft der Praktizierenden”.

Was ist eine „Gemeinschaft von Praktizierenden”?

Ist eine Gemeinschaft nicht eine Gruppe von Menschen, die durch ein gemeinsames Ziel vereint sind?

Und was sind „Praktizierende”?

Sind das nicht Personen, die sich aktiv mit einer Kunst oder Disziplin beschäftigen?

Sangha-Mitglieder sind also Praktizierende der Kunst und Disziplin der Selbsterkenntnis, nicht wahr?

Im Wesentlichen ist eine Sangha also eine Gruppe gleichgesinnter Menschen, die sich zusammengeschlossen haben, um sich gegenseitig bei der edlen Suche nach Selbsterkenntnis zu unterstützen.

„Freundschaft mit ehrbaren Gefährten”

Der Buddha selbst betonte die Bedeutung der Sangha und erklärte, dass die „Freundschaft mit ehrbaren Gefährten” das gesamte geistige Leben untermauert.

Wir sollten jedoch nicht davon ausgehen, dass die Sangha eine utopische Gesellschaft ist, die danach strebt, die materiellen oder spirituellen Wünsche ihrer Mitglieder zu erfüllen. Dies war zu Buddhas Zeiten nicht der Fall und ist es sicherlich auch nicht in der heutigen Welt.

Das buddhistische Konzept der „drei Gifte”, Gier, Hass und Unwissenheit, ist keine moderne Erfindung. Diese Gifte sind seit jeher ein prägendes Merkmal der Menschheitsgeschichte. Ein kurzer Blick auf die Nabe des Bhavachakra offenbart ihre zentrale Stellung von Gier, Hass und Unwissenheit, die metaphorisch als Hahn, Schlange und Schwein dargestellt sind.

Wir Menschen sind auch eine „Gemeinschaft von Praktizierenden” der „drei Gifte”. Jeder von uns spielt seine karmisch bedingte Rolle als Hahn, Schwein oder Schlange in seiner eigenen Zeit und auf seine eigene Weise.

Lasst uns untersuchen, wie die „Freundschaft mit ehrbaren Gefährten” uns helfen kann, die Hähne, Schweine und Schlangen dieser Welt zu überwinden. Lasst uns diese Idee Schritt für Schritt vertiefen.

Unterstützung und Ermutigung

Das moderne Leben kann isolierend sein und der Weg der buddhistischen Praxis kann eine Herausforderung darstellen.

In der heutigen Welt, in der viele Beziehungen virtueller Natur sind und man sich total allein fühlt, wenn das Smartphone auf der Ladestation liegt, kann die Sangha emotionale Unterstützung, Ermutigung und Inspiration bieten.

Es dauert eine Weile, bis man realistisch mit sich selbst leben kann, ohne dass der ständige Lärm der Welt die eigenen inneren Dämonen übertönt. Der Kontakt zu Sangha-Mitgliedern, Menschen, die ähnliche Ziele haben und mit ähnlichen inneren Dämonen kämpfen (und dazu gehören wir alle), kann eine große Hilfe sein, um den eigenen Kompass auf Kurs zu halten.

Aber natürlich muss man für einen solchen Kontakt offen sein. Zu wissen, dass andere denselben Weg gehen, kann Praktizierenden helfen, in schwierigen Zeiten ihr Engagement aufrechtzuerhalten und auch die Einsicht zu bewahren, dass ihre schwierigen Zeiten nicht die Schuld anderer, sondern ihre Ursache in ihnen selbst haben.

Sich solchen Kontakten zu verschließen, widerspricht doch dem Sinn der „Freundschaft mit bewundernswerten Gefährten“, nicht wahr?

Lernen und Wachsen

Die Sangha ist ein Ort des Lernens und Austauschens von Erkenntnissen. Praktizierende können von denen lernen, die mehr Erfahrung haben, ihr eigenes Verständnis teilen und gemeinsam ihre Praxis vertiefen. Dieses gemeinschaftliche Lernumfeld ist besonders wertvoll in einer Welt, in der Informationen reichlich vorhanden sind, Weisheit jedoch nur selten.

Eine der produktivsten gemeinschaftlichen Lerngelegenheit besteht, wenn man die Möglichkeit hat, einen ganzen Tag lang gegenüber einem Sangha-Mitglied zu sitzen, auf das man mit Entschlossenheit wütend ist oder es hasst.

Diese Erfahrung kann eine Meisterklasse in Selbstüberwindung sein und eine Gelegenheit, die Fesseln zu sprengen. Oder es kann ein grandioser Tag sein, an dem das Ego abwechselnd in zufälliger Reihenfolge zum Hahn, Schwein oder zur Schlange wird, oder eine virtuelle Hölle, wie sie auf der Abbildung des Bhavachakra dargestellt ist.

Es kann eine Mischung aus allen drei oder mehr Szenarien sein, aber eines ist sicher: Es ist die HSS-Dreieinigkeit, die während der gesamten Achterbahnfahrt das Steuer in der Hand hat.

Hier zeigt sich die Sangha von ihrer besten Seite: Man hat eine Gelegenheit, in den Spiegel des eigenen täglichen Lebens zu schauen, das sich in einem achtstündigen Mikroformat zeigt, höchstwahrscheinlich auch beim Mittagessen und in den Pausen für Tee und Kekse.

Sich einem solchen Kontakt zu verschließen, widerspricht jedoch dem Sinn von „Freundschaft mit ehrbaren Gefährten, nicht wahr?

Verantwortung

Die Zugehörigkeit zu einer Sangha bringt auch eine Verantwortung mit sich. In der heutigen Gesellschaft ist die Interaktion innerhalb der Sangha viel eingeschränkter als zu Buddhas Zeiten. Die Sangha-Mitglieder kommen an bestimmten Tagen zu Retreats oder kurzen Meditationssitzungen zusammen. Den Rest der Woche verbringen sie damit, Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen oder auszugeben. Der Wechsel von der einen äußeren Realität zur anderen kann eine enorme Herausforderung sein. Beim Zusammenkommen mit der Sangha, sei es zum Meditieren oder für soziale Aktivitäten, ist man dafür verantwortlich, diesen Wechsel zu vollziehen. Mit anderen Worten: Lasst eure Attitüden zu Hause.

Es gibt zum Beispiel Sangha-Papageien, die sich als Menschen tarnen und ständig Unsinn plappern müssen. Das stört natürlich die Nicht-Papageien der Gemeinschaft, die sich Stille wünschen.

Verantwortlichkeit würde bedeuten, dass die Sangha-Papageien sich fragen müssten, wer oder was dafür verantwortlich ist, dass ihr Mund außer Kontrolle gerät und sie nichts zur Stille beitragen.

Ein weiterer Aspekt der Verantwortlichkeit besteht darin, dass man sein „Oh weh ist mir“ nicht in die Wohnung mitnimmt. Das bedeutet, dass man nicht die „Drama Queen“ spielt.

Jeder hat Probleme und jeder muss mit den seinen fertig werden. Dies in eine permanent dunkle Wolke eingehüllt und mit einem langen Gesicht zu demonstrieren, zeugt von einem trüben Geisteszustand. Die Verantwortung gegenüber sich selbst und damit auch gegenüber der Sangha sollte dazu ausreichen, dass man wenigstens zu einem Zustand von „teilweise bewölkt mit Aussicht auf Sonnenschein” zurückkehrt. Seine stürmischen Gemütslagen aus dem Meditationsraum zu verbannen, ist ein Geschenk für alle.

Verschiedene Perspektiven

Eine gesunde Sangha umfasst Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Altersgruppen und Lebenserfahrungen. Wir lernen voneinander oder, besser gesagt, wir sollten voneinander lernen.

Leider scheint die gegenwärtige Gesellschaft extrem „phobisch” zu sein. Und diese Phobien beziehen sich auf das gesamte Spektrum der Unterschiede: Geschlecht, Nationalität, Religion, Alter, Hautfarbe, Ernährung, Gewicht, Körperform, Klang der Stimme.

Aufgeschlossenheit ist viel angenehmer als Engstirnigkeit. Aber es erfordert eine gewisse Anstrengung, um dorthin zu gelangen. Die Sangha hilft dabei, denn sie ermöglicht die Zuflucht zu einem Raum der Sicherheit und Ruhe.

Kollektive Weisheit

Die Sangha verkörpert die kollektive Weisheit der buddhistischen Tradition, nicht in Worten, sondern in den Bewegungen, Achtsamkeit, Höflichkeit und Präsenz. Jedes aktiv beteiligte Sangha-Mitglied trägt zu diesem Energiefeld bei. Diejenigen, die dies nicht tun, fallen sofort auf.

Wenn wir alle am selben Strick ziehen, können wir in kürzerer Zeit viel mehr lernen. Ja oder nein?

Zusammenfassung

Die Sangha ist nicht für jeden geeignet.

Die Sangha ist kein sozialer Club, auch wenn sie äußerst sozial ist.

Die Sanghazugehörigkeit erfordert Reife, geistige Stabilität, Hingabe, Studium, Kontemplation, Meditation und das Praktizieren dieser Qualitäten im täglichen Leben.

Die Sangha bietet einen sicheren Zufluchtsort für diejenigen, die bereit sind, sich ihrem Leben zu stellen.

robert + agetsu

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