Patanjalis Yama und Niyama

Yoga – Yama & Niyama

Patanjalis Yama und Niyama – Die Gliedern 1 und 2 sind ein Leitfaden, der dem Yogi einen Weg weist, wie er mit anderen und mit sich selbst leben soll.

Patanjalis Yama und Niyama

Yama

Das Wort Yama bedeutet ursprünglich „Zaumzeug“ oder „Zügel“ und bezieht sich auf die zügelnden Eigenschaften der Yamas. Yamas sind Praktiken, die als äußeres Verhalten angesehen werden. Sie sind ein Mittel, den Verhaltenskodex des Yoga im Umgang mit der Welt anzuwenden, und dieser Leitfaden hilft Yogis, ein ethisches Leben zu führen.

Ahimsa

Himsa bedeutet im Sanskrit „Gewalt“ oder „Grausamkeit“. Das Gegenteil davon, Ahimsa, ist Gewaltlosigkeit. Ahimsa ist aber mehr als nur die Abwesenheit von Gewalt. Ahimsa umfasst auch Freundlichkeit, Zuwendung und Rücksichtnahme – ein wohlüberlegter Umgang mit allen Lebewesen und mit sich selbst. Es bedeutet nicht, dass man sich im Falle eines Angriffs nicht verteidigen darf. Ahimsa ist auch nicht der übertriebene Verzicht auf das Töten selbst kleinster Tiere. Im Gegensatz zu manchen buddhistischen Mönchen könnte ein Raja-Yoga-Praktizierender einen Garten umgraben, auch wenn dabei kleine Tiere wie Würmer zu Tode kommen.

Ahimsa soll in Gedanken, Worten und Taten praktiziert werden. Es bedeutet, nicht negativ über jemanden zu sprechen oder zu denken, da dies sowohl für den Betroffenen als auch für den negativ Denkenden selbst schädlich wäre. 


Im weiteren Sinne steht Ahimsa für den Wunsch das Tötens zu überwinden. Dazu gehört, dass die klassischen Yogapfade von den Praktizierenden eine vegetarische Ernährung verlangen. Ahimsa ist sozusagen die Grundlage für eine erfolgreiche Yogapraxis, bei der die Entwicklung der geistigen Fähigkeiten im Vordergrund steht. Der Verzicht auf Gewalt gegen andere beruht auf der Erkenntnis der gemeinsamen geistigen Wurzeln und ist letztlich auch eine Anerkennung des eigenen Seins und des Lebensprinzips überhaupt.

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Satya

Satya bedeutet in Sanskrit „Wahrhaftigkeit“, „Wahrheit“. Wahrhaftigkeit beinhaltet, in Worten, Taten und Gedanken, immer die Wahrheit zu sagen. «Je wahrhaftiger ein Mensch spricht, desto mächtiger sind seine Worte». Wahrhaftig sein bedeutet auch, sich nicht selbst zu belügen, sich auch unangenehme Dinge einzugestehen, z.B. wenn man einen Fehler gemacht hat.

Aber nicht immer ist es im Sinne von Satya wünschenswert, die Wahrheit zu sagen, nämlich dann, wenn sie andere verletzen könnte. Satya bedeutet, darüber nachzudenken, was wir sagen, wie wir es sagen und wie es jemanden treffen könnte. Ein bewusster Umgang mit Worten also, und das heisst, dass es manchmal besser ist zu schweigen. In einem tieferen Sinne betrifft es auch einen bewussten Umgang mit Gedanken – denn Gedanken sind die Wurzeln der Worte.

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Steya

Steya bedeutet im Sanskrit „Diebstahl“, Asteya ist das Gegenteil und bedeutet, nichts zu nehmen, was einem nicht gehört (oder gegeben wurde). Das bezieht sich nicht nur auf materielles, sondern auch auf geistiges Eigentum: Sich nicht mit fremden Federn zu schmücken – oder Menschen, die einem Dinge oder Gedanken anvertrauen, nicht zu enttäuschen.

Brahmacharya

Brahma bedeutet im Sanskrit „das Wesentliche“, „das Eine Wahre“, und char bedeutet „bewegen“. Brahmacharya ist also die „Bewegung zum Wesentlichen“. Brahmacharya wird in manchen Richtungen/Schulen des Yoga als sexuelle Enthaltsamkeit interpretiert. Im Allgemeinen ist aber damit gemeint, dass der Yogi sein Leben und seine Beziehungen zu Menschen und Dingen so gestaltet, dass sie seinem Streben nach Weisheit und seinem Verständnis der höchsten Weisheit förderlich sind.

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Aparigraha

Aparigraha bedeutet im Sanskrit „Nicht-Zugreifen“. Damit ist gemeint, immer nur das anzunehmen, was angemessen ist, keine vermeintlich „günstigen“ Gelegenheiten zu ergreifen und andere Menschen nicht auszunutzen. Auch bei der Annahme von Belohnungen und Geschenken sollte der Yogi zurückhaltend sein, da diese dazu neigen, Verpflichtungen und Bindungen für den Beschenkten zu schaffen.

Patanjalis Yama und Niyama

Niyama

Die Niyamas sind allesamt Praktiken, die als innere Verhaltensweisen verstanden werden. Sie sind ein Mittel, die ethischen Verhaltensweisen des Yoga auf den eigenen Geist, Körper und die Seele des Schülers anzuwenden und helfen dabei, ein positives inneres Umfeld zu schaffen. Das Praktizieren der Niyamas soll dem Yogi die innere Stärke, Klarheit und Disziplin verleiht, die er braucht, um auf seiner spirituellen Reise voranzukommen.  

Sauca

Sauca bedeutet im Sanskrit „Sauberkeit“, „Reinheit“, „das Gereinigte“. Dabei gibt es einen innerer und einen äußerer Aspekt. Äußerlich ist damit schlicht die körperliche Hygiene gemeint, innerlich geht es einerseits um die gesunde, nicht durch Verunreinigungen behinderte Funktion des Körpers, andererseits um die Klarheit des Geistes. Asana (Yogastellungen) und Pranayama (Atemübungen) gelten als wesentliche Mittel zur Erlangung der inneren Reinheit.

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Samtosa

Samtosa bedeutet im Sanskrit „Genügsamkeit, „Bescheidenheit“, „Zufriedenheit“. Oft haben Menschen bestimmte Erwartungen und gewünschte Ergebnisse vor Augen und sind dann enttäuscht, wenn es ganz anders kommt. Samtosa heisst zu akzeptieren, was gekommen ist, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind. Anstatt über Misserfolge zu jammern, kann man sie auch akzeptieren und daraus lernen. Drin inbegriffen ist auch, sich nicht mit anderen zu vergleichen.

Tapas

Tapas bedeutet im Sanskrit „den Körper erwärmen“, also den Körper gesund und fit zu halten. Disziplin und Ausdauer beim regelmäßigen Üben der Asanas und die Beseitigung von „Abfallstoffen“ im Körper durch „Verbrennen“ (Entfachen des inneren Feuers / Agni). Achtsame Körperübungen, Achtsamkeit beim Essen und bewusste Atmung gelten als Hilfen gegen die Ablagerung von „Schlacken“, womit nicht nur Giftstoffe aus der Nahrung gemeint sind, sondern auch der gesamte „psychische Müll“, der verdrängt wird und sich ansammelt.

Patanjalis Yama und Niyama
Svadhyaya

Sva bedeutet im Sanskrit „selbst“, „zu mir gehörend“ und adhyaya bedeutet Untersuchung, Erforschung, „sich etwas nähern“. Svadhyaya ist also Selbsterforschung, Reflexion – sich selbst näher kommen. Das eigene Denken und Handeln soll beobachtet und kritisch hinterfragt werden, um insgesamt bewusster zu werden. Ein weiterer Aspekt von Svadhyaya ist das Studium der alten Texte, denn nach der Lehre soll man sich nicht immer nur um sich selbst drehen, sondern braucht Bezugspunkte: Das kann die Bibel sein, die Yoga-Sutras, die Bhagavad-Gita, die Veden und Upanishaden oder andere Überlieferungen und Texte mit spirituellem, philosophischem oder religiösem Hintergrund.

Viele von euch kennen die Yamas und Niyamas von Patanjali als Śīla in Buddhas Lehre des Edlen Achtfachen Pfades. Vor viertausend Jahren oder sogar noch früher stand der Menschheit dieser Verhaltenskodex zur Verfügung. Es ist schon erstaunlich, wie weit wir es seither gebracht haben, nicht wahr?

Śīla

☸︎Rechtes Reden
1–Nicht lügen
2–Keine Zwietracht sähen
3–Nicht beschimpfen
4–Nicht tratschen
☸︎Rechtes Handeln
1–Nicht Leben nehmen
2–Nicht stehlen
3–Kein sexuelles Fehlverhalten
☸︎Rechter Lebensunterhalt
1–Kein Waffenhandel
2–Kein Menschenhandel
3–Kein Fleischhandel
4–Kein Gifthandel
5–Kein Drogenhandel

Resourcen für Patanjalis Yama und Niyama:
https://de.wikipedia.org/wiki/Yama
https://de.wikipedia.org/wiki/Niyama

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