Vimalakirti Sutra 3.3

Subuthi fehlen die Worte

Im Vimalakirti-Sutra 3.3. wird der nächste prominente Schüler vom Buddha aufgefordert, Vimalakirti zu besuchen. Sein Name lautet Subuthi. Auch er war ein äusserst ernsthafter Mönch, der sich sehr darum bemühte, ein rechtschaffener Mensch zu sein und Buddhas Lehre und Gebote genau zu befolgen. 

In der buddhistischen Literatur spielt Subuthi oft die Rolle dessen, der dem Buddha zu Beginn einer Versammlung eine Frage stellt. Denn in der Regel gab der Buddha nur Erklärungen oder Lehrreden, wenn er danach gefragt wurde. Einer der bekanntesten Dialoge zwischen dem Buddha und Subuthi findet sich im Diamant-Sutra, dem Sutra vom Diamanten, der alle Illusionen durchschneidet.

Das Diamant-Sutra

Das Diamant-Sutra beginnt wie fast alle Sutras mit den Worten: «So habe ich gehört». Der Berichterstatter Ananda beginnt mit der Beschreibung einer Versammlung von Buddha und einer grossen Anzahl von Mönchen, Nonnen, Laienanhängern, überirdischen Wesen und Menschen aller Art. Die Leserschaft wird gewissermassen eingeführt in die Inszenierung eines Geschehen aus vergangener Zeit. In den Bann gezogen vom Anandas Worten, vergessen wir Zeit und Raum und sitzen unvermittelt mitten in der Versammlung. Wie alle anderen sitzen wir in gespannter Erwartung, auf das, was nun kommt. 

Als Erster tritt Subuthi auf:

Subuthi erhob sich von seinem Sitz, entblösste seine rechte Schulter, beugte das rechte Knie, legte die Handflächen zusammen, verneigte sich vor dem Buddha und sagte: 

«Weltverehrter, wenn Söhne und Töchter aus guten Familien höchsten, vollkommen erwachten Geist zu erwecken suchen, worauf sollen sie sich stützen und was sollen sie tun, um ihr Denken zu beherrschen?»

Es entspannt sich ein Dialog, in dem der Buddha ausführlich darlegt, dass die Welt, in der wir leben, illusorisch ist. Er zeigt auf, dass alle Worte und Konzepte Produkte des Denkens sind. Mit zahlreichen Sinnbildern erläutert er, wie sehr das Denken von den Sinneswahrnehmungen abhängt. Er erklärt, dass die Sinneswahrnehmungen und das Denken grundsätzlich falsche Resultate erzeugen. Falsch in dem Sinne, dass sie niemals die wirkliche Existenz abbilden. Warum? Weil die Sinne immer nur einen beschränkten Aspekt der Existenz erfassen und ihre Impulse einer Interpretation bedürfen, um wirksam zu sein. Deshalb ist die Welt, die wir für wirklich halten, eine Fata Morgana, ein Konglomerat von Sinnestäuschungen. Da sich sich das Gehirn und der Intellekt seit Urzeiten daran gewöhnt hat, sind wir uns dieses Irrtums nicht bewusst. Dieses Nichtwissen ist eine der grundlegenden Ursachen für das menschliche Leiden in der Welt.

Weder Sein noch Nicht-sein

Die Kernaussage des Diamant-Sutras lautet: Wenn man das illusorische Wesen der Welt erkennt und durchschaut, befreit man sich von allen Konzepten, Vorstellungen und Worten. Wenn der Geist ohne Konzepte, Vorstellungen und Worte funktioniert, offenbart sich ihm die Wirklichkeit von selbst. Diese Sicht ist das, was man «Erleuchtung» oder «das grosse Erwachen» nennt. 

Das Diamant-Sutra endet mit den Sätzen:

 Alle zusammengesetzten Dinge sind wie ein Traum,ein Phantom, ein Tautropfen, ein Blitz.

So meditiere man über sie so betrachte man sie.

Nachdem der Ehrwürdige Subuthi, die Mönche und Nonnen, Laienanhänger und Laienanhängerinnen, Götter, …die Rede des Buddha vernommen hatten, waren sie alle voller Freude und Vertrauen und verpflichteten sich, diese Lehre in die Praxis umzusetzen.

Ein erwachter Mensch hat keine Illusionen mehr. Er sieht die relative Seite und die absolute Seite des Daseins simultan. Er versteht die geformte Dingwelt als das, was sie ist: eine bedingte, vergängliche Erscheinungswelt, die dem Gesetz von Ursache und Wirkung folgt – in Abhängigkeit von den bedingten, sich dauernd verändernden Sinneswahrnehmungen. Und er «sieht» die unsichtbare, formlose, nicht in Worte zu fassende Wirklichkeit, welche die alle Dinge und Lebewesen der bedingte Welt durchdringt. Ein derart erwachter Mensch leugnet weder den relativen noch den absoluten Aspekt des Lebens. Aber er macht sich keine Sorgen über sein eigenes Schicksal. Er kann sein Ich in Freiheit einsetzen oder ignorieren im Wissen, dass es illusorisch ist. Wer in dieser Freiheit lebt, erfüllt das Gebot der Weisheit und des Mitgefühls spontan und ohne darüber nachzudenken. Denn das ist die Natur seines wahren Wesens.

Nimm und iss!

Dieser ernsthaft um Erleuchtung bemühte Subuthi wurde nun also beauftragt, den kranken Vimalakirti zu besuchen. Aber wie Shariputra, Maudgalyayana und Mahakashyapa zuvor, äusserte auch er Bedenken, weil er sich nicht für qualifiziert hielt, den weisen Laien im Namen von Buddha zu befragen. Denn, einmal, als er auf dem Bettelgang zum Haus von Vimalakirti kam, nahm dieser seine Almosenschale, füllte sie mit Reis und sagte:

«Subhuti, wenn dein Geist in Bezug auf das Essen genau so gleichmütig ist, wie allen anderen Dingen gegenüber, im Wissen, dass es nur eine Wesensnatur gibt, dann nimm diese Speise und iss.

Wenn du ohne Gier, Zorn und Unverstand aufzugeben, dich von diesen drei Giften fernhalten kannst, dann nimm diese Speise und iss!

Wenn du ohne den Körper abzulehnen, in Frieden und Geistesstille weilst und dich vom Übel dieser Welt befreien kannst, ohne an Freiheit oder Bindung zu denken, dann nimm diese Speise und iss! 

Wenn du dich weder als weltlich noch als nicht-weltlich, weder heilig noch als nicht-heilig betrachtest; wenn du alle Gebote vervollkommnest, ohne auch nur an Gebote zu denken, dann nimm diese Speise und iss!…» 

Im Originaltext folgt noch eine ganze Reihe von weiteren «Wenn du …». Sie gipfelt im dem für unsere Ohren unerhörten Satz: Wenn du alle Buddhas verleumdest, das Dharma verachtest und nicht in die Gemeinschaft der Gläubigen eintrittst, wenn du niemals Nirvana erreichst, dann nimm diese Speise und iss! …

Was ist hier los?

Was für ein Spiel treibt Vimalakirti mit dem armen Subuthi? Will er ihm allen Ernstes sagen, er könne den Reis in der Schale nur essen, wenn er alles, was ihm wert und heilig ist – die Lehre und Gebote des Buddhas – vergisst oder sogar ins Gegenteil umwandelt? 

Wie würdest du reagieren, wenn ein Fremder das von dir verlangen würde? Wenn dir ein Arzt oder ein Bankbeamter quasi sagen würde: «Ich gebe dir ein Medikament bzw. einen Kredit nur dann, wenn du weder krank noch gesund bist, weder reich noch arm und dir das zudem völlig egal ist.» 

Subuthi reagierte spontan und ehrlich:  

«Weltverehrter, ich war sprachlos, als ich seine Worte hörte. Ich konnte ihren Sinn überhaupt nicht verstehen. Also liess ich die Schale mit dem Reis stehen und machte mich daran, sein Haus zu verlassen.»  

Nimm und iss ohne Angst

Subuthi liess also die Schale stehen und wollte verschwinden. Was genau in ihm vorging, wissen wir nicht. Dachte er vielleicht: Dieser Mann ist verrückt, mit dem will ich nichts zu schaffen haben? Oder war er gekränkt wegen dessen Anmassung? Oder schämte er sich gar, weil er überhaupt nichts verstand? Wie dem auch sei, Vimalakirti hielt ihn zurück und sagte:

«Hey, Subhuti, nimm die Schale! Mach dir keine unnötigen Sorgen und habe keine Angst. Was meinst Du, hättest du Angst, wenn der Buddha vor deinen Augen eine Erscheinung schaffen würde, die so mit dir spricht, wie ich es eben getan habe?»

Subuthi antwortete:nein, «Nein, in diesem Fall würde ich mich nicht fürchten.»

Darauf erklärte Vimalakirti:

«Denk daran, alle Dinge sind im Grunde genommen Erscheinungen. Es gibt keinen Grund, irgend etwas zu fürchten. Auch Worte und Buchstaben sind Phantome. Die Weisen lassen sich von Schriftzeichen und Worten nicht einfangen. Warum nicht? Weil diese nichts mit der wahren Natur zu tun haben. Worte haben keine eigene Substanz. Die Erkenntnis, dass alles unwirklich ist, ist das, was man Befreiung nennt. Sobald auch du die Unwirklichkeit aller Ideen realisierst, bist du frei.»

Frei zu geben, frei zu nehmen

Nun, liebe Leserschaft: Macht Vimalakirtis Manöver einen Sinn? Zuerst setzt er Subuthi unter Druck, indem er dessen buddhistische Überzeugungen und Bemühungen herausfordert. Und dann, wenn der Mönch ganz verwirrt ist, sagt er gewissermassen: Vergiss es, es ist alles nur ein Traum. – Darf man so mit einem gutwilligen, ernsthaften Menschen wie Subuthi umgehen?

Ich denke, solange man im gewöhnlichen Denken und Empfinden «wohnt», ist man entrüstet und neigt dazu, Subuthi zu bemitleiden, weil seine Gefühle verletzt wurden, während Vimalakirtis Verhalten als hart oder herzlos abgelehnt wird. Aber ist es das wirklich? 

Nehmen wir an, Vimalakirti hätte Subuthi wortlos die mit Reis gefüllte Schale übergeben. So wie es der Tradition entsprach. Und Subuthi wäre seines Weges gegangen. So wie es der Vorschrift entsprach. Dann wäre alles beim Alten geblieben. Wir wüssten nichts von einer unvergesslichen Begegnung zweier Menschen, die beide ihr Leben der Verwirklichung von Weisheit und Mitgefühl gewidmet haben. Und es entginge uns eine Chance, unser eigenes Verstehen der Buddha-Lehre zu vertiefen, um die Unwirklichkeit unseres eigenen Denkens zu erkennen. 

Denn darum geht es doch, wenn man sich in ein Sutra oder eine andere buddhistische Lektüre vertieft. Subuthi jedenfalls hatte etwas erfahren, dass sein Verständnis nachhaltig veränderte. Es war ein kurzer Moment der Einsicht in die Realität jenseits von Worten und Gedanken. Sein Ich-Bewusstsein war ausgeschaltet, er war im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos. Aber in seinem Geist regte sich etwas. Später formulierte er es so: 

«Als Vimalakirti das Dharma auf diese Weise darlegte, erreichten 200 Devas eine klarere Sicht, denn ihr Dharma-Auge wurde gereinigt. Ich aber bin nicht qualifiziert, ihn aufzusuchen, um mich nach seiner Gesundheit zu erkundigen.»  

Vimalakirti hat Subuthi etwas genommen und etwas gegeben. Ist unser Weisheits-Auge klar genug, um zu sehen, was genommen und was gegeben wurde?

Das Diamant-Sutra (2)

Um hier etwas nachzuhelfen, möchte ich auf das Diamant-Sutra zurückkommen. Erinnern wir uns daran, dass es Subuthi war, der die entscheidende Frage stellte:

«Weltverehrter, wenn Söhne und Töchter aus guten Familien höchsten, vollkommen erwachten Geist zu erwecken suchen, worauf sollen sie sich stützen und was sollen sie tun, um ihr Denken zu beherrschen?»

Als Dialogpartner des Buddhas war Subuthi der direkte Empfänger der berühmten Lehre vom Diamanten, der alle Illusionen durchschneidet. Er hörte die eindringlichen Worte des Erhabenen mit eigenen Ohren. Die Worte über die absolute Notwendigkeit, sich von sämtlichen Täuschungen und Ideen zu befreien, wenn man das wahre Wesen des Lebens zu erfassen wünscht, waren an ihn gerichtet. Dazu gehört natürlich auch die Befreiung von den Worten selbst. Doch vor und über der Befreiung von allen Worten, Konzepten und Ideen, steht die Befreiung von der Illusion von einem Ich. 

Buddhas Antwort auf Subuthis Frage begann so: 

«Jedermann in der Welt sollte folgende Gedanken kultivieren: Alle Lebewesen, ganz egal welcher Art sie sind, – geboren aus einem Ei, einem Schoss, aus dem Wasser oder durch Verwandlung, ob geformt oder formlos, ob im Zustand des Denkens oder frei von der Notwendigkeit des Denkens oder überhaupt ganz und gar jenseits aller Gedankenwelten – alle werden durch mich zur grenzenlosen Befreiung geführt. Doch wenn unermesslich viele Lebewesen dadurch befreit worden sind, ist in Wirklichkeit niemand befreit worden. Und warum Subuthi? Weil kein Bodhisattva, der zu Recht Bodhisattva genannt wird, an die Idee einer Selbstheit, einer Person oder einer separaten Individualität glaubt.»

Ohne Ich = ohne Sorgen

Ein ichloser Mensch macht sich keine Sorgen über sein eigenes Schicksal und lebt unbekümmert im grossen Ganzen des Augenblicks. Sein geistiger Kompass ist intakt und zeigt immer in die richtige Richtung.

Aber solange man den illusionären Charakter der körperlichen und mentalen Aktivitäten nicht durchschaut hat, ist man nicht sorgenfrei. Ideen wie «ich bin …», «ich muss …», «ich will …», schleichen sich unweigerlich in das Denken ein. Und solange man nicht sorgenfrei ist, ist man damit beschäftigt, Sorgen loszuwerden. Dieses Bemühen selbst ist eine Idee und der Beweis dafür, dass man weder sich selbst noch irgendetwas anderes durch Wollen loswerden kann. Man kann ja nur etwas loswerden wollen, von dem man denkt, dass man es hat, nicht wahr? Es gibt jedoch weder ein Ich noch jemand, der eines hat oder nicht hat.

Aus dieser Perspektive und mit dem Diamant-Sutra im Hintergrund, möchte ich nun Vimalakirtis Worte an Subuthi noch einmal beleuchten:

Illusionen verlieren, Freiheit gewinnen

Subuthi war bestrebt, ein reines Mönchs-Leben zu führen in Übereinstimmung mit den Worten, die er vom Buddha gehört hatte. Dazu befolgte er die Gebote und verhielt sich so, wie es von einem Mönch in Buddhas Gemeinschaft erwartet wurde. 

Wir alle kennen das. Was auch immer der Glaube, die Überzeugung, der Beruf oder die Pflicht ist, die wir angenommen oder uns selbst auferlegt haben, wir bemühen uns, die entsprechenden Regeln einzuhalten und zu befolgen. Warum? Wenn wir das nicht tun würden, gäbe es vermutlich Probleme: Zweifel, Unmut und andere unangenehme Zustände würden unseren Einsatz trüben. Wir würden uns selbst nicht lieben. Stimmt’s? 

Mit dem unreflektierten Befolgen von Regeln und Geboten machen wir uns jedoch abhängig von Worten, Ideen und Vorstellungen. Warum? Weil wir automatisch annehmen: Wenn ich mich richtig verhalte, dann … Dann bekomm ich eine Anstellung, werde geachtet, geliebt und geschätzt oder komme in den Himmel.

Auf diese Abhängigkeit hat Vimalakirti den rechtschaffenen Subuthi aufmerksam gemacht. Diese falsche Sicherheit hat er ihm genommen. 

Und als sich Subuthi verunsichert zurückziehen wollte – bereit, sein Essen stehen zu lassen – gab ihm Vimalakirti eine Portion geistige Nahrung: Lass Dich nicht durch Worte verunsichern; glaube nichts, was du von anderen gesagt bekommst. Hinterfrage alle übernommenen Regeln und Gebote. Werde weder Sklave deines eigenen Denkens noch des Denkens anderer. Mögen diese anderen noch so berühmt, angesehen oder weise sein. 

Erkenne die Unwirklichkeit sämtlicher Formen – materieller, körperlicher und gedanklicher Formen. Sei dir deiner eigenen Unwirklichkeit gewahr. Und dann gehe deines Wege, tue was es zu tun gibt und folge deinem eigenen Licht. 

Freiheit von Worten

In der formalen Zen-Schulung hat die Freiheit von Worten höchste Priorität; sie wird mit allen Mitteln gefördert. Die Literatur ist voll von Wortspielen und absurd scheinenden Dialogen. Manchmal benutzen Zen-Meister auch die Methode der «Publikumsbeschimpfung». Dabei werden Schüler bewusst mit drastischen Worten gerügt oder geschmäht: «Ihr seid ein faules, nutzloses Pack», «mit euch Idioten ist nichts anzufangen». Auch mein Lehrer scheute sich nicht, mich bei Gelegenheit in Anwesenheit anderer mit unschönen Worten einzudecken. Das war natürlich ein Test. Denn wenn man dieses Spiel durchschaut, wird man davon nicht bewegt. Worte sind nur Worte. Sie haben nichts mit der Wirklichkeit zu tun.

Beleidigung, Mobbing, Schmähung & Co.

Wenn man bedenkt, wie viel Leid in der Welt allein durch Worte geschaffen wird, kann man sich nur wundern über die unreflektierte Wortgläubigkeit von uns Menschen. Würde man auch nur einen Moment lang innehalten und sich der absoluten Substanzlosigkeit von mit den Lippen geformten Lauten gewahr werden, könnte man sofort frei sein davon. Stattdessen glauben wir an diese Phantome und geben ihnen die Macht, unseren Gemütsfrieden zu zerstören. Diese Gläubigkeit, diese «Dummheit» hält die Illusion von Täter und Opfer am Leben und ernährt eine ganze Industrie von Juristen, Psychologen und Lebensberater. Die Propaganda aller Regime zu allen Zeiten wäre wirkungslos, wenn wir uns auch nur einmal auf ihren wahren Gehalt besinnen würden, diesen Tönen, denen wir Bedeutung geben und die wir in unserer Ignoranz als Wahrheit schlucken.  

Ohne Reden ohne Schweigen

Es kann nicht genug betont werden, dass die Freiheit von Worten das A und O jeder Lebensschulung sein sollte. Denn wer nicht mehr an diese Macht gebunden ist, kann durch Hölle und Himmel gehen und in allen Umständen bestehen. Warum? Weil es dann nicht mehr um «mich» geht, nicht mehr um «richtig» oder «falsch». Worte können die Wahrheit nicht ausdrücken. Dann zählt nur noch der gegebene Augenblick: Nimm die Schale und iss!

°°°

Einmal sassen einige Schüler mit ihrem Lehrer zusammen und sprachen über die Notwendigkeit, sich von Worten zu befreien. Dabei erzählte der Lehrer die Geschichte von Subuthi und Vimalakirti. Dann fragte er in die Runde: «Was würdet ihr an der Stelle von Subuthi tun?»

Die erste Antwort lautete: «Ich würde zu Vimalakirti sagen: Wenn ich den Buddha und alles aufgeben kann, dann kann ich auch deinen Reis aufgeben. Tschüss!»

Der Zweite sagte: «Ich würde sagen: Ich weiss nichts von all dem, was du redest, und würde die Schale nehmen.» 

Ein Dritter stand auf, verbeugte sich vor dem virtuellen Vimalakirti und sagte: «Danke für diese Speise,» und begann zu «essen». 

Und du? Was ist deine Antwort?

Vimalakirti Sutra 3. 2

Vimalakirti Sutra 3.3

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